Der Roman der deutsch-türkischen Familie beginnt mit dem Tod des Vaters Hüseyn in Istanbul, wo er, statt die hart ersparte Alterswohnung mit seiner Familie einweihen zu dürfen, an einem Herzinfarkt stirbt.
Da treffen seine Frau Emine, die Kinder Sevda, Hakan, Peri und Ü zur Beerdigung ein. Die Autorin hat jedem Familienmitglied einen eigenen Teil des Romans gewidmet und schildert mit grossem Einfühlungsvermögen, wo jeder von ihnen zum Zeitpunkt von Hüseyns Tod steht. Jede, jeder erzählt die Familiengeschichte aus seiner, ihrer Perspektive, und die Leserin, der Leser ist ganz nah dran, an deren Wut, Schmerz und ihren Hoffnungen. Nach und nach rollt sich eine Geschichte auf, der man sich nur langsam nähert, denn sie ist bestimmt durch Verschwiegenheit und Geheimnisse: Warum wurde zu Hause kein Kurdisch gesprochen? Warum war die Mutter Emine zu keinem ihrer Kinder je so streng wie zu Sevda, die ihren Mann verliess und als Analphabetin Besitzerin einer Pizzeria wurde?
Eine grosse, tiefgründige Familiengeschichte Ende der 90er Jahre zwischen der Türkei und Deutschland. Aber auch ein Roman über Integration und Identität, über Zugehörigkeit und Fremdheit, über Migration und Heimat ... aktuell und zeitlos – und spannend von der ersten bis zur letzten Seite.
Monika Steiner