»Das Buch schildert die letzten achtzehn Stunden des sterbenden Vergil, beginnend mit seiner Ankunft im Hafen von Brundisium bis zu seinem Tod am darauffolgenden Nachmittag im Palast des Augustus. Obwohl in der dritten Person dargestellt, ist es ein innerer Monolog des Dichters. Es ist daher vor allem eine Auseinandersetzung mit seinem eigenen Leben, mit der moralischen Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieses Lebens, mit der Berechtigung und Nichtberechtigung der dichterischen Arbeit, der dieses Leben geweiht war.« Hermann Broch
Der erste Teil (Wasser - Die Ankuft) beschreibt die Rückkehr des todkranken
Dichters Vergilius Publius Maro mit der kaiserlichen Flotte des Augustus
in Brundisium. In Kontrast zum sonst entrückten Dasein des Künstlers führt
der Weg durch die Elendsviertel am Hafen und die sich in >>Massentiere<<
verwandelnden Menschen hinauf in den Palast. Die Sänfte begleitet ein Knabe,
der, später nur für Vergil sichtbar, als Lysanias (der Leidenlösende) eine
messianische Botschaft veranschaulicht. In der darauf folgenden letzten
Nacht (Feuer - Der Abstieg) bezweifelt Vergil den Zweck seines Lebens und
verdammt seine dem >>Scheinweg<< der Schönheit verpflichtete Dichtung.
Die >>Äneis<<, sein Hauptwerk, zu verbrennen ist seine zwischen Fieberfantasien
geäußerte Absicht. Im Gespräch mit den Freunden Plotius Tucca, Lucius Varius
und Cäsar (Erde - Die Erwartung) erkennt Vergil, obwohl nicht von der religiös-moralischen
Sendung seines Werks überzeugt, die das Ethische begründende >>Erkenntnistat<<
des Dichtens an und überlässt seine Schriften der Nachwelt. Der letzte
Teil (Äther - die Heimkehr) zeigt einen dem Tod zustrebenden Dichter: Vor
dem beobachtenden >>Auge<< kehrt die Schöpfung an ihren Ursprung zurück,
mischt sich Wirkliches mit Mythologischem, Sinnbildern und Assoziationen,
die von der Erinnerung an die einstige Geliebte Plotia beeinflusst sind.