Leïla Slimanis neuer Roman ist die Geschichte ihrer Grosseltern und handelt von einer Liebe zwischen einer Französin und einem Marokkaner in Marokko der 40er und 50er Jahre, von Rassismus, Träumen und dem Wunsch nach Freiheit.
Die junge Elsässerin Mathilde verliebt sich am Ende des Zweiten Weltkrieges in Amine, einen marokkanischen Offizier im Dienst der französischen Armee. Nach ihrer Hochzeit folgt Mathilde ihrem Mann nach Marokko, um dort am Fusse des Atlas-Gebirges auf einer kleinen Farm ein gemeinsames Leben aufzubauen.
Doch bald weicht Mathildes Traum von einem exotischen Leben, fernab der Heimat und die verliebte und traute Zweisamkeit mit ihrem Mann, dem bitteren und harten Alltag in der patriarchalischen Gesellschaft Marokkos. Während sie sich um die Kinder kümmert, versucht Amine mit allen Mitteln dem steinigen Boden seiner Farm eine karge Ernte abzuringen. Zunehmend frustriert vom ausbleibenden Erfolg und der konsequenten Weigerung seiner Ehefrau, sich der Rolle der Frauen in Marokko anzupassen, zieht sich Amine mehr und mehr in seine Arbeit zurück, was zu heftigen Spannungen zwischen ihnen führt und in einem gewalttätigen Streit eskaliert.
Der lebenshungrigen Mathilde macht der alltägliche Rassismus der französischen Kolonialgesellschaft, der einheimischen Bevölkerung sowie das Unverständnis ihres Mannes schwer zu schaffen. Nach dem Tod ihres Vaters reist Mathilde nach Frankreich, wo sich ihr neue Möglichkeiten offenbaren und sie für sich eine zukunftsweisende Entscheidung treffen muss.
Leïla Slimani lässt die verschiedenen Charaktere und Situationen in ihrem Roman so lebendig und authentisch wirken, dass man sich selbst mitten im besetzten Marokko wiederfindet, mit den Menschen fühlt und lebt.
Livia Weber