Der neunjährige Jai lebt mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester in einem Basti, einer illegalen Siedlung am Rande einer indischen Grossstadt.
Als ein Junge aus seiner Klasse und später weitere Kinder verschwinden und die korrupte Polizei nichts unternimmt, beginnt Jai mit seiner klugen Freundin Pari und seinem muslimischen Freund Faiz auf eigene Faust zu ermitteln. Schliesslich kennt er sich mit Detektivarbeit aus, da er zuhause oft Polizei-Dokus guckt, anstatt für die Schule zu lernen.
Der Roman, der auf einem wahren Kriminalfall beruht, hat mich sehr berührt und fasziniert. Ich war sofort gepackt von der Beschreibung des pulsierenden Lebens im Basti, wo die Leute auf engstem Raum leben, streiten, aber auch aufeinander acht geben, wo der Smog von der nahen Müllkippe allgegenwärtig ist, und wo die Bulldozer der Stadtverwaltung jederzeit das Zuhause der Menschen plattwalzen können.
Weil der Roman aus dem Blickwinkel seines pfiffigen Helden und seiner Freunde erzählt wird, ist dieser trotz seinen ernsten Themen wie Gewalt, Korruption, religiöse Spannungen und Kindesentführungen voller Humor. Er bringt mir als Leserin eine total fremde Welt näher und weckt statt Mitleid Mitgefühl.
Veronika Scheuermeier