Ein brillanter und bewegender Roman über die Liebe in schwierigen Zeiten
Man schreibt das Jahr 1985: Eine neue Krankheit, HIV-Typ 1, das Aidsvirus, richtet in der Schwulenszene von Chicago eine riesige Tragödie an (nach UN-Angaben sterben an Aids weltweit bis Ende 2018 etwa 32 Millionen Menschen).
Der Roman beginnt mit der Trauerfeier des an seiner Krankheit gestorbenen Comiczeichners Nico. Die Hauptfiguren des Romans kommen im Haus von Richard zusammen, um gemeinsam Abschied zu nehmen. Aus Yales Perspektive tauchen wir in diese Szene ein. Er ist Kunstmanager, der seit Jahren in einer monogamen Beziehung mit Charlie lebt. Doch statt in glitzernden Clubs trifft sich die Boystown-Clique immer öfter auf Beerdigungen. Fiona, die kleine Schwester von Nico und beste Freundin von Yale wird nach und nach zur Vertrauten, Trösterin und Übermutter der Boys und übernimmt Vollmachten für all diese geächteten Männer, kämpft an ihrer Seite an Demonstrationen für die Rechte der Homosexuellen und sie ist es auch, die oft bis zum Schluss am Krankenbett bleibt.
Nach einem Zeitsprung in das Jahr 2015 erzählt Makkai die Geschichte von Fiona. Diese fliegt nach Paris, um dort mithilfe eines Detektivs ihre in die Fänge einer Sekte geratene Tochter zu suchen.
Dort trifft sie auf einen inzwischen betagten schwulen Freund aus alten Chicagoer Tagen: den berühmten Fotografen Richard Campo. Und während die Terroranschläge vom 13. November Paris erschüttern, holen sie die alten Geschichten auf schmerzhafte Weise noch einmal ein. Was plötzlich greifbar wird, ist eine überzeitliche Angst, die Makkais Roman beschwört: «Wartet man nicht eigentlich permanent darauf, dass die Welt aus den Fugen gerät? Wenn die Verhältnisse stabil sind, dann immer nur vorübergehend.»
Der Roman verzaubert und erschüttert. Weil er die Blessuren der Zeit spiegelt und trotz des allgegenwärtigen Todes die Liebe und Freundschaft feiert.
Monika Steiner