Lana Bastašić gilt als literarischer Shootingstar Bosniens. In «Fang den Hasen» erzählt sie von einer aussergewöhnlichen Freundschaft, vor dem Hintergrund der jugoslawischen Geschichte. Als heranwachsende Mädchen sind Lejla und Sara unzertrennlich. Doch die Freundschaft zerfällt so plötzlich, wie das Land, in dem die beiden aufwachsen. Sara geht weg, Lejla bleibt. Nach 12 Jahren Funkstille holt ein Anruf Sara in die Heimat zurück, aber es wird kein harmloses Wiedersehen, sondern ein abgründiger Roadtrip, auf der Suche nach Hoffnung.
Den Anfang dieser Geschichte bildet die bosnische Stadt Mostar, in der Lejla lebt. Lejla hat keinen Führerschein, deshalb soll Sara sie von Mostar nach Wien fahren, weil dort Armin, der lang verschollene Bruder von Lejla, wieder aufgetaucht sei. Die Reise der Frauen erzählt Lana Bastašić aus der Perspektive von Sara. Der Roadtrip wird immer wieder von Erinnerungen Saras an die Kindheit und Jugend der Freundinnen in Bosnien unterbrochen: Es ist die Zeit der Kriegswirren der 90-er Jahre, als die Frage der Religion zentral war. Man erfährt mehr und mehr, warum die Freundschaft mit Lejla so belastet ist: Sara kommt aus der serbisch-orthodoxen Mehrheitsgesellschaft, Leila aus der muslimischen Minderheit. Die Folgen dieses Hasses der Religionsgruppen prägen die Kindheit der Mädchen, prägen aber auch ihr ganzes Leben, ihre Zugehörigkeit, ihre Namen. So wurde damals aus Lejla Begic kurzerhand Lela Beric und Sara erfährt am Ende ihrer Reise, dass sie die Einzige ist, die Lejla immer bei diesem, ihrem Namen genannt hat.
Sprache und Identität sind die Hauptthemen dieser Freundschaftsgeschichte, spannend von der ersten bis zur allerletzten Seite, denn was hat es auf sich mit diesem Hasen?
Monika Steiner