Murmansk – Russland, nördlich des Polarkreises. Von hier ist Juri aus einem entbehrungsreichen Leben geflohen, weg von seinem hartherzigen Vater, weg von der Fischerei. Er studiert Biologie in Sankt Petersburg, lebt später in Nordamerika als erfolgreicher Professor für Ornithologie. Dort erhält er eine Nachricht: Sein Vater Rubin liege im Sterben, er spreche von Klara, der Grossmutter, die zu Zeiten von Stalin vor seinen Augen festgenommen wurde und verschwand. Juri reist zurück, verfolgt die Lebensspuren – seine, die seines Vaters Rubin, und über Aufzeichnungen auch die seiner Grossmutter Klara.
Mit diesen drei Lebensgeschichten taucht die Leserin, der Leser ein in eine unglaublich packende Geschichte, in die weite Tundra mit Vögeln, Licht und Farben, in das Leben auf hoher See, die Welt der Hochseefischerei, und, mit Klara, die den Gulag überlebte und flüchten konnte, lernt man das Leben der sibirischen Nomaden, den Nenzen, kennen.
Die Französin Isabelle Autissier, eine passionierte Seglerin, ist eine hervorragende Autorin und Geschichtenerzählerin, die es zu entdecken gilt. Dieses Buch ist spannend von der ersten Zeile an und gleichzeitig wunderbar poetisch. Es führte mich in Welten und Landschaften, die noch lange nachklingen. Das Leben von Klara, Rubin und Juri war geprägt von unmenschlichen Regimen, Armut und Kälte, und über Generationen eng miteinander verknüpft. Trotzdem hat jeder seinen persönlichen Weg in die Freiheit gefunden, auf seine Weise …
Monika Steiner