Roman | »Großartig« Annie Ernaux | Nominiert für den Prix PREMIERE
Anthony Passeron erzählt in seinem Roman vom Ausbruch von AIDS in Frankreich in den 1980er Jahren und bricht damit gleichzeitig das Familientabu über den Tod seines Onkels.
Alles beginnt im Jahr 1981, als amerikanische und französische Forscher das Auftreten einer Krankheit beobachten, die vor allem die homosexuelle Gemeinschaft zu befallen scheint. In einem abgelegenen Dorf im Hinterland von Nizza, weit entfernt von der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der «Schwulen Krankheit», ist es Langeweile, die unter den Jüngsten Opfer fordert. Nicht selten findet man die «Schlafenden» auf der Strasse, mit einem komatösen Blick und einer leeren Spritze im Arm. Zu diesen Heroinabhängigen, die keinen Augenblick zögern, ihre Spritzen zu teilen, gehört auch Anthony Passerons Onkel Désiré.
In sehr kurzen Kapiteln wechselt Passeron zwischen zwei Erzählungen, die sich auf brillante Weise widerspiegeln. Mit der einen Geschichte versucht er anhand von Erinnerungsstücken, die er in einem Schuhkarton gefunden hat, den Schleier über dem Tod seines Onkels, über den niemand spricht, zu lüften. Die andere Geschichte gibt den Kampf der wissenschaftlichen Gemeinschaft auf globaler Ebene wieder. Zwei verheerende Schlachten gegen einen wilden Gegner, dessen Name noch unbekannt ist.
Ein grossartiges und berührendes Debüt!
Deborah Keller