In diesem sehr persönlichen Roman erzählt Slimani von einer Nacht, die sie auf Drängen ihrer Verlegerin im Museo Punta della Dogana in Venedig verbrachte. Ganz allein streift die Französin mit marokkanischen Wurzeln durch das Museum für Zeitgenössische Kunst und erinnert sich.
Angeregt durch die verschiedenen Werke erzählt Sie von ihrer Kindheit in Rabat und von ihrem Vater, dessen Tod sie das Schreiben verdankt. Es war jedoch nicht die Vorstellung, all die Kunstwerke für sich zu haben, die für sie den Reiz dieses Experiments ausmachte. Vielmehr war es der alte Schriftsteller*innentraum des in völliger Einsamkeit Eingesperrtseins, den schon viele Autor*innen vor ihr hegten.
Immer wieder greift Slimani zurück auf Gedanken und Worte von grossen Künstlerinnen und Künstlern wie zum Beispiel:
«[…] Ich bin Schriftsteller. […] Ihr könnt mich einsperren, wo immer ihr wollt. Auf dem Flügeln meiner unendlichen Vorstellungskraft werde ich die ganze Welt bereisen. […] Weil ich die Zaubermacht besitze, die allen Schriftstellern eigen ist. Ich kann mühelos durch Wände gehen.» (Ahmet Altan)
«Es ist wichtig, sich aktiv zu erinnern, mehr noch als früher, da sich das Gedächtnis von selbst bewahrte. Wir lebten in einer Stadt, in der wir Bibliotheken hatten, Museen, Freunde. In ihren Steinen und in den Menschen, die sie kannten, war die Erinnerung gespeichert. […] Vor dem Krieg brauchten wir nicht an Beirut zu denken, denn es war da. […] Wenn die Erinnerung es nicht bewahrt, wird es von der Landkarte ausradiert werden.» (Etel Adnan)
Der Duft der Blumen bei Nacht ist ein Buch über das Schreiben, über Zugehörigkeit, Erinnerungen und über Leïla (arabisch: Nacht).
Livia Weber