In diesem schlanken Buch wird viel geflogen, zwölf Flüge braucht es, um einmal die ganze Welt zu umrunden. Wir lernen ganz flüchtig gewisse Lebensausschnitte von zwölf Personen kennen, für mehr reichen zehn Seiten pro Leben nicht aus. Eine Tochter besucht ihren sterbenskranken Vater, ein Ehemann reist nach Hause, um die Lage seines abgebrannten Hauses zu inspizieren und eine Journalistin hat einen Interviewtermin mit einer bekannten Schriftstellerin. Die Nebenfigur wird zur Hauptfigur des nächsten Ausschnitts und so zeigt sich die intensive Vernetzung, welche bis Anfang 2020 auf der Welt geherrscht hatte.
Einem solch kurzen Moment eines Lebens beizuwohnen erstellt automatisch ein Bild dieses Menschen, das ist ganz natürlich. In der nächsten Geschichte erfährt man jedoch noch etwas mehr über diesen Menschen und man ertappt sich dabei, dieses Bild vielleicht etwas zu vorschnell gemalt zu haben. Man beginnt, sich für die Geschichten dieser Menschen zu interessieren, will mehr wissen, und plötzlich werden einem diese Geschichten wieder aus den Händen genommen. So ist das mit der Schnelllebigkeit der Welt.
Sanft und konsequent führt uns der Autor um die Welt, ohne den Zeigefinger zu erheben und mit viel Gespür für zwischenmenschliche Momente. Turbulenzen gibt es wohl überall, nicht nur in der Luft.
Yannick Blumenthal