Maud Ventura nimmt uns in ihrem Debütroman mit in eine toxische Beziehung eines Ehepaares, eine Beziehung voll mit Obsessionen und Manipulation.
Wir verbringen eine Woche mit der Ich-Erzählerin und erleben ihren Alltag. Zwischen den Treffen mit Freunden, den zwei Kindern und den Momenten als Paar wird schnell klar, dass die Erzählerin ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Mann hat.
«Mein Mann hat keinen Vornamen, er ist mein Mann, er gehört mir.»
Die Erzählerin ist förmlich besessen von ihrem Mann und all ihre Gedanken und ihr gesamter Alltag richten sich nach ihm. Ständig ist sie auf der Suche nach Beweisen für seine Liebe, die sie auch bekommt. Aber alle Liebesbeweise ihres Mannes sind für sie nie genug. Immer gibt es etwas zu kritisieren, sei es auch nur ein harmloser Vergleich mit ihr und einer Clementine. Sie lebt in permanenter Angst, ihren Mann zu verlieren und sieht in jeder Frau eine Bedrohung für ihre Ehe. Hinter nahezu jeder Handlung seinerseits befürchtet sie einen ehelichen Betrug, Nachlässigkeit von Liebe oder gar Abwertung. All diese vermeintlichen Fehler notiert sie in ihrem Notizbuch und rächt sich unbemerkt an ihm.
«Heute glaube ich, dass ich den Tod eines meiner Kinder überleben würde, nicht aber den meines Mannes.»
«Mein Mann» fordert die Leserin, den Leser heraus, sich auf ein schwieriges Thema und eine Protagonistin einzulassen, für die man ziemlich sicher keine Sympathie entwickeln wird. Ihre Gedanken und Handlungen sind oft nicht nachvollziehbar und erscheinen krankhaft. Was gleichzeitig wieder den Reiz dieses Buches ausmacht. Maud Ventura ist ein aussergewöhnliches Debüt mit einem unerwarteten Ende gelungen, welches uns zwischen Faszination und Fassungslosigkeit schwanken lässt.
Deborah Keller