Frieda ist Synchronschauspielerin und hat von ihrem Job die Nase voll. Auch ihr Körper erkennt das, denn eines Tages bleibt ihr die Stimme weg und sie wird wegen Burn-Out krankgeschrieben. Da erscheint es wie ein himmlischer Fingerzeig, als ihr Freund von einem Jobangebot hört: Gesucht wird ein Housesitter für ein Hotel an der Algarve. Klein, aber fein – mit Hausstrand und Labrador Otto, der mit aufpasst. Frieda sagt zu und findet sich an einem verwunschenen Ort wieder. Auf ihren Spaziergängen am oft winterlich wilden Meer lässt sie den Gedanken freien Lauf.
Sie erinnert sich an ihre verlorene Kindheit: Aufgewachsen ist sie in der niedersächsischen Provinz, wo ihre Eltern eine Tankstelle betrieben. Schon immer bohrte das Gefühl: Irgendwie bin ich anders als die anderen. Frieda erfährt es erst mit 17, der Leser aber schon auf der ersten Seite: Sie ist adoptiert. Und viele um sie herum wussten es. Frieda hat daher den genauen Blick eines Menschen, der aus dem Abseits heraus versucht, seine Mitmenschen zu verstehen.
Frieda ist eine kluge und scharfsinnige Beobachterin und so ist das Buch voller Lebensweisheiten, die hängenbleiben. Über zeitlose Themen wie Liebe und Kunst genauso wie über Hochaktuelles wie den Einsatz von KI im Synchronstudio. Es ist eine kontemplative, witzige und verspielte Auszeit, auf die wir Frieda begleiten dürfen. Und im Buch gibt es haufenweise Sätze anzustreichen wie:
«Fernweh ist Heimweh nach Irgendwo – von mir aus könnte es auch Irgendwohinweh heissen. Oder Wohinweh.»
Monika Steiner