Der alte Kapitän Celestino kehrt nach langen Jahren auf hoher See zurück in sein Elternhaus nach Portugal. Grausige Geschichten erzählt man sich über den Alten, er habe Sklaven erstickt, Frauen und Kinder getötet und seine Seele an den Teufel verkauft, und doch weckt er in vielen die Sehnsucht nach einem Leben, das sie nie gelebt haben.
Kapitän Celestino lebt zurückgezogen, er ist nachhause gekommen, um zu sterben. Doch der verwilderte Garten der Mutter gibt ihm neue Lebenskraft. Er verwandelt die Wildnis in ein duftendes Paradies voller Blumen, Kräutern und Beeren, erzählt den Kindern schaurige Piratengeschichten und schenkt ihnen saftig-süsse Brombeeren.
Ob es sich bei den Geschichten, die man sich im Dorf erzählt, nur um Seemannsgarn handelt oder ob der tätowierte Mann mit der Augenklappe wirklich ein blutrünstiger und mordender Pirat war, wissen nur Celestino und seine Pflanzen, denn nicht einmal dem Pfarrer möchte er sich anvertrauen.
Mit der Zeit verschwimmen Realität und Einbildung und die Geister der Vergangenheit suchen den Kapitän heim, er ist verwirrt, gräbt wild seinen Garten um und übernachtet im Freien, stets begleitet von einer schwarzen Frau und einem holländischen Mädchen mit verbundenen Augen.
Mit einem sprachgewaltigen Roman verarbeitet Djaimilia Pereira de Almeida die Kolonialverbrechen Portugals und schafft gleichzeitig ein Buch voller Blumen, Farben und Sätzen wie diesen:
«Celestino wusste, dass die Natur kein Mitleid empfindet; jetzt sah er, dass sie nicht dazulernt. Doch ihre Eigensinnigkeit kam ihm wie Zustimmung vor. Er war frei zu sterben, zu lieben und von den Blumen geliebt zu werden. Die Sonne, die Blätter, die Pflaumen, die Tannen gehörten auch ihm. Sie waren auch er.»
Livia Weber
