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Cornu, Demian: Transite kleiner Welten

Transite, verstanden als Durchgänge oder politischen Unruhen verschuldete Ausreisen an flüchtige Orte und in unwillkommen geheissene Drittländer – zu Fuss, per Schlepper:innen oder Schlauchboot – diese Bilder sind nur eine Seite der Transite, die zu kleinen Welten dazugehören. Eine andere Entstehung von Transiträumen und -zeiten, welche der Titel des Romans von Demian Cornu voranstellt, entsteht durch die selbst gewählte Änderung einer Lebensführung weisser Europäer:innen einer Wohlstandsgesellschaft, die ihre geregelte und allzu ruhige Heimat Bern verlassen, etwa um von einem Tag auf den anderen nach Nordafrika aufzubrechen. So klein sind die Welten, von denen hier die Rede ist, eigentlich nicht. Jede der parallellaufenden Erzählungen von sieben Hauptfiguren erstreckt sich auf mindestens zwei Länder, sogar auf zwei Kontinente. Und jede noch so fern gelegene Handlung ist in irgendeiner Weise mit einer anderen verstrickt. Die kleinen Welten sind weder klein in geografischer Hinsicht noch im Sinne ihrer Horizonte. Es zeigt sich vielmehr Grösse in moralischem Handeln, im Retten von Menschenleben, im Teilen und füreinander Sorge tragen.

Die märchenartigen Episoden von Lebensläufen, die sich von Bern bis in den Süden nach Kenia und Somalia zutragen, werden im Stil einer Berichterstattung oder in Form eines Tagebuches erzählt, das den Zeitraum von 2010 bis 2012 aus unterschiedlichen Figurenperspektiven wiedergibt. Teils sind es Geschichten von zerrissenen Familienkreisen, teils verarbeitet Cornu manche Eindrücke von Szenarien und Schwierigkeiten der heutigen Asylverfahren, die ihm während seiner neunjährigen Arbeit im Staatssekretariat für Migration in Bern widerfuhren.

Es ist eine Art «Roadnovel» – ein Roman, der vorwärts treibt und aus Reisen und Fluchten besteht. Der Motor ist auf der einen Seite der Krieg, auf der anderen aber das Bedürfnis zu helfen. Ein Berner Sozialhilfeempfänger Luigi etwa schöpft Hoffnung bei der Suche nach der verlorenen Tochter Raxma seiner Nachbarin Fadumo und gewinnt in Nairobi (Kenia) neuen Lebensmut. Er lernt, das Trinken aufzugeben, knüpft eine neue Beziehung zu seinem Sohn und schafft es, inmitten all dieses Trubels die Ruhe zu bewahren.

Martha Höschel

Artikelnummer: 978-3-905574-92-0
CHF 33.10
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Autor Cornu, Demian
Verlag Kommode-Verlag Annette Beger
Einband Fester Einband
Erscheinungsjahr 2022
Seitenangabe 432 S.
Meldetext Lieferbar in 24 Stunden
Ausgabekennzeichen Deutsch
Masse H18.5 cm x B12.0 cm x D3.5 cm 454 g
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