«Young Mungo» ist ein Coming-of-Age-Roman und eine Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Männern. Die Hauptperson, der 15-jährige Mungo Hamilton, wächst im Glasgower East End der 1990er Jahre auf. Post-Thatcher-Ära: Die Community der protestantischen Arbeiterklasse ist von Arbeitslosigkeit, Armut, Abhängigkeit und Gewalt gezeichnet. Hinzu kommen die Konflikte zwischen den Konfessionen, die mit roher Gewalt auf der Strasse ausgetragen werden.
Mungos Familie besteht aus seinen zwei älteren Geschwistern und einer immer wieder abwesenden, alkoholkranken Mutter Maureen, die ihre Kinder sich selbst überlässt. Der ältere Bruder Hamish, das Oberhaupt der Familie, ist der brutale Leader einen lokalen Gang. Er will, dass aus dem zarten Mungo endlich ein richtiger Mann wird, härter und gewalttätiger. Die Schwester Jodie, eine intelligente Schülerin, will raus aus dem prekären Umfeld und hinein in die Welt, bevor die Probleme ihrer kaputten Familie sie in den Abgrund reissen.
Als Mungo mit James endlich einen echten Freund findet, bei dem er sich wohlfühlt und mit dem er seinen Kummer vergessen, aber auch teilen kann, löst er sich von seiner ihn emotional manipulierenden Mutter. James lebt in der unmittelbaren Nachbarschaft, ist aber katholisch. Aus der Freundschaft entsteht Liebe. Ein absolutes Tabu für diese Zeit und diesen Ort.
Mungo schildert zwei ineinander verwobene Handlungsstränge bzw. Zeitebenen und die Leserin spürt immer deutlicher, dass die Geschichte auf eine Katastrophe zusteuert.
Der Schreibstil des Autors ist hart und poetisch zugleich und an manchen Stellen schwer auszuhalten. Das Setting ist in diesem zweiten Roman ähnlich wie in seinem Debüt «Shuggie Bain», was kritische Stimmen durchaus monieren könnten. Für dieses Werk wurde der schottische Autor mit dem Booker Preis 2020 ausgezeichnet.
Susanne Bühler
