Die Bernerin Livia Anne Richard liefert mit Anna der Vater den zweiten Teil der Anna-Trilogie. Diesen Teil kann man ganz ohne Probleme lesen, auch wenn man seinen Vorgänger und ersten Teil Anna der Indianer nicht gelesen hat. Richard gestaltet die Bücher so, dass sie auch als in sich abgeschlossene Geschichten stehen können.
Wie der Titel schon erahnen lässt, beginnt Anna der Vater mit Anna, wie sie ihren Vater nach neunzehn Jahren kennenlernt. Diese Begegnung ist nach einigen Seiten auserzählt und nimmt nicht so viel Platz in der Geschichte ein. Mehr über die Tochter-Vater-Beziehung kann im ersten Buch gelesen werden. Der neue Roman erzählt, wie Anna, kurz nachdem ihr Vater in ihrem Leben auftaucht, selbst zu einem Vater wird.
Nora, die Tochter der Gastfamilie, bei der Anna ein Austauschjahr in San Francisco macht und die beste Freundin ist von Anna, wird ungewollt schwanger. So entscheidet sich die eigenwillige Anna kurzerhand, die Vaterrolle von diesem noch ungeborenen Menschen zu übernehmen. Die zwei jungen Frauen gründen eine kleine Familie, die in Leben lang bleibt.
Den immerwährenden Zusammenhalt der Freundinnen scheint auch im zweiten Erzählstrang der Geschichte durch. Hier steht die 50-jährige Anna im Mittelpunkt. Wir begleiten sie auf eine spanische Insel, wo sie sich im Alleinsein und im Romanschrieben ausprobiert. Was ihr beides nicht so recht gelingen will.
Richard hat eine ganz eigene Sprache, mit vielen Dialogen und immer mal wieder einem Wechsel der Erzählperspektive. Dank dem Sprachstil und den originellen Figuren wird man beim Lesen bestens unterhalten.
Dshamilja Walde