Im Zweiten Weltkrieg liess die Sowjetunion ihre Kriegsgefangenen im Stich. Sogar deren Familien verfolgte sie als Verräter, während das Rote Kreuz immer wieder Briefe und Telegramme an das sowjetische Aussenministerium verschickte und darin humanitäre Hilfe anbot, zum Beispiel im Sammeln oder Weiterleiten von Informationen zu Verletzten und Kriegsgefangenen. Diese Briefe wurden nie beantwortet.
Alexander, ein junger Mann, trifft im Treppenhaus vor seiner neu bezogenen Wohnung auf Tatjana. Seine Nachbarin ist über neunzig Jahre alt und leidet an Alzheimer. Anfänglich mit wenig Aufmerksamkeit und eher widerwillig lässt er sich auf ein Gespräch mit ihr ein und hört ihrer Lebensgeschichte zu. Sie will ihm ihre Geschichte erzählen, bevor sie sich nicht mehr erinnert.
Der junge weissrussische Schriftsteller Sasha Filipenko hat für seinen Roman aufwändige journalistische Recherche betrieben. Er erzählt uns in seinem Roman "Rote Kreuze" diesen ungeheuerlichen Abschnitt der russischen Geschichte und verknüpft sie mit dem fiktiven -aber stellvertretend für viele – Schicksal von Tatjana.
Susanne Bühler