Zhadan, Serhij: Warum ich nicht im Netz bin
Gedichte und Prosa aus dem Krieg
»Schlimm ist es zu sehen, wie Geschichte entsteht.« Seit Sommer 2014 notiert Serhij Zhadan, was ihm auf seinen Reisen ins ostukrainische Kriegsgebiet widerfährt. Es sind lyrische Momentaufnahmen, die das Essentielle jäh aufscheinen lassen, Kürzestgeschichten über Menschen, die plötzlich auf zwei verfeindeten Seiten stehen oder nicht mehr wissen, wo sie hingehören und was aus ihnen werden soll. Wenige Strophen vermitteln etwas von der Tragödie Millionen Einzelner. In den lakonischen Versen ist die Bedeutung Brechts spürbar, dessen Lyrik Zhadan seit der ukrainischen Revolution übersetzt.»Zhadan verankert keine Gewissheiten im Leser, sondern stellt erhellende Fragen ohne Pathos. In seinen poetischen Reportagen ertastet der Sprachkünstler Leerstellen, und findet trotz Illusionslosigkeit im Kriegslärm Bruchstücke von Zuversicht.«
Gunther Neumann, Wiener Zeitung 03.04.2017