Die Veröffentlichungen von Simone Atangana Bekono waren bisher vor allem lyrischer Natur, mit «Salomés Zorn» erscheint ihr erstes Prosawerk. Bekono ist in einem kleinen Dorf in den Niederlanden aufgewachsen. Ein solches Dorf ist anfangs der 2000er Jahre der Handlungsort von Salomés Zorn.
Salomé, die Titel gebende Protagonistin und Ich-Erzählerin, lebt mit ihrer Familie, bestehend aus Mutter, Vater und zwei Töchtern, in diesem namenlosen Dorf. Die Familie ist kamerunischer Abstammung und sticht damit in dem sehr weissen Dorf heraus. Dass sie anders sind, wird ihnen von ihrem Umfeld immer wieder deutlich gemacht. Salomé und ihre Familie bekommen den strukturellen Rassismus, der sich in unseren europäischen Breitengraden festgekrallt hat, zu spüren. In Salomé staut sich eine unglaubliche Wut an, während sie zu einer jungen Frau heranwächst.
Die Lösung ihres Vaters, damit umzugehen ist: Man muss wissen, wie man sich wehrt, wenn es gefährlich wird. Also kauft er einen Boxsack und bringt seinen Töchtern bei, wie sie richtig zuschlagen müssen. Mit Hilfe der Schlagtechniken ihres Vaters entlädt sich Salomés Wut spürbar und sie landet schliesslich im Jugendstrafvollzug.
Der Aufenthalt im Doughnut, wie die runde Strafanstalt genannt wird, ist in punkto Rassismus ähnlich geprägt wie Salomés Leben draussen. Der Rassismus kommt nur in einer anderen Form daher, wie bei ihrem Therapeuten, der es ja eigentlich nur gut meint und nichts Falsches in seiner voyeuristischen Liebe zu Afrika sieht.
Im Buch entsteht ein feiner Spannungsbogen, da Salomés Persönlichkeit Seite für Seite freigelegt wird. Bis man erfährt, wieso sie im Gefängnis sitzt und am Ende merkt, dass man die junge Frau versteht. Eine feine Salomé kommt zum Vorschein, die nicht voller Wut ist und die nicht in ein Schwarz-Weiss Raster gedrückt werden kann.
Dshamilja Walde
