«Alle reden von Völkermord überall auf der Welt, aber wenn das Morden langsam stattfindet und auf hundert Jahre verteilt ist, nimmt es keiner wahr.»
1955 wurde der 14-jährige Emmet Till, ein afroamerikanischer US-Bürger, brutal ermordet. Seine Mörder, die beiden Weissen Roy Bryant und J. W. Milam wurden trotz Geständnis von einer rein weissen Jury freigesprochen. Emmet Till ist einer von vielen Lynchopfern der amerikanischen Geschichte. Percival Everett nahm den Mord an Emmett Till als Leitfaden für sein neues Buch.
In der Kleinstadt Money Mississippi, zur Zeit der Trump-Regierung, wird Junior Junior Milam, ein Redneck, in seinem Haus ermordet und entmannt aufgefunden. Neben seiner Leiche liegt ein toter Afroamerikaner mit starker Ähnlichkeit zu Emmet Till.
Sheriff Jetty und seine Deputies beginnen zu ermitteln. Als die Leiche des Schwarzen jedoch aus der Gerichtsmedizin verschwindet und neben einem weiteren Toten, der mit der gleichen Methode umgebracht wurde, wieder auftaucht, schaltet sich das MBI (Mississippi Bureau of Investigation) ein. Die afroamerikanischen Special Detectives Ed Morgan und Jim Davis versuchen mit der Unterstützung des FBI die mysteriösen Morde, die sich wie eine Seuche in allen Staaten der USA ausbreiten und nicht einmal vor dem Weissen Haus halt machen, aufzuklären. Sie stossen dabei auf erheblichen Widerstand von Seiten des hiesigen Ku-Klux-Klans und der Polizei von Money.
Bei Ihren Ermittlungen treffen sie Mama Z. Die 105 Jahre alte Frau hat ein Archiv geschaffen mit beinahe jedem Lynchmord, der seit 1913 in den USA begangen wurde. 6006 Dossiers, über 6006 Namen, Leben, die für immer ausgelöscht und deren Mörder nie zur Rechenschaft gezogen wurden. Aber ist die alte Frau, die so wichtige Arbeit fürs Nichtvergessen all dieser Opfer leistet, tatsächlich Teil einer landesweiten Verschwörung, die massenhaft Tote hinterlässt?
Percival Everetts neuster Roman ist eine Rachefantasie der Unterdrückten und rassistisch Verfolgten. Bitterböser Humor, knallharte und teilweise komische Dialoge zeichnen ein fast schon satirisches Bild des amerikanischen Rassenhasses und der Trump-Ära.
Ein ehrliches und mutiges Buch; ein unbedingter Lesetipp!
Livia Weber
