In ihrem fünften Buch erzählt die Autorin von der jungen Suzu, die in einer japanischen Großstadt lebt. «Alleinstehend, mit Hamster», so schreibt sie in ihr Profil der Dating-Webseite. Doch dann beginnt sie als Reinigungskraft in einer Leichenbeseitigungsfirma zu arbeiten, einer Firma, die sich auf die «Kudokushi» spezialisiert hat – lange unbemerkte Todesfälle. Die neue Arbeit, die Kollegen, ihr Chef Herr Sakai und der ständige Umgang mit dem Tod stellen Suzus Leben komplett auf den Kopf.
Oben Erde, unten Himmel ist trotz der Schwere des Themas vor allem ein humorvolles Buch. Die schrulligen Charaktere, allen voran der Reinigungsfirmenchef Herr Sakai, sorgen für witzige, aber durchaus auch tiefsinnige Dialoge. Herr Sakais Lebens- und Arbeitsphilosophie ist ein Weg der Achtsamkeit. Mit Respekt und bedeutsamen Ritualen begegnen Suzu und ihre Kollegen den einsam Verstorbenen, ihren intimen Lebensräumen, ihren Erinnerungen an den Wänden und in den Schubladen. Sie würdigen die kleinen Dinge und damit eben auch die grosse Lebensbewegung, die Menschen durchmachen.
Dazu die Autorin in einem Interview:
«Es geht ganz viel um diese Grenze: Was ist schon zu privat und was noch nicht? Und wieviel Beziehung brauchen wir eigentlich, um uns an unser eigenes Menschsein anzubinden? Was bedeutet es, für jemanden zum Beispiel einen kleinen Umweg zu gehen? Das ist genau das, wozu Herr Sakai Suzu zwingt. Seine Nachbarn zu kennen, ist für ihn eine Art Achtsamkeit ihnen gegenüber, aber dann auch die Bereitschaft, ihnen zu helfen.»
Die japanisch-österreichische Autorin bettet die Geschichte durch Bezüge wie die Kodokushi und Hanami eindeutig in einen japanischen Kontext ein, erzählt aber von universalen Themen. Ein Glossar erklärt alle japanischen Begriffe. Für alle, die die oesterreichisch-japanische Autorin noch nicht kennen … tauchen Sie in diese poetische, weise und humorvolle Geschichte ein.
Monika Steiner
