Mit Hitzewelle legt Fabienne Maris ein wundervolles und warmherziges Debüt über eine menschliche Verwandlung vor.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Jonathan. Ein unscheinbarer Mann in seinen Dreissigern, der ein stilles und einsames Leben mit festen Gewohnheiten führt. Montag bis Freitag geht er zur Arbeit, am Samstag macht er seinen Einkauf im Supermarkt, sonntags holt er sich die Zeitung und ein frisches Brot beim Nachbarsladen. Seine sonstige Freizeit vertreibt er mit Kreuzworträtseln oder mit dem Durchzappen von Fernsehsendungen.
Bei einem seiner Samstagseinkäufe macht ihn die Kassiererin Laura auf seinen Geburtstag aufmerksam. Seine Aufmerksamkeit scheint sich aber mehr auf Laura zu richten, die er später auch nicht mehr vergessen kann.
In der Stadt herrscht eine mörderische Hitze. Die Menschen leiden und schwitzen, was mal saftig und grün war, ist nun vertrocknet und gelb und hin und wieder kommt es zu einem Stromausfall. Trotzdem geht Jonathan seinen Gewohnheiten nach. Er versucht es zumindest. Doch wegen der Stromproblematik gerät er in Kontakt mit seinen Nachbar:innen, die er bisher nur flüchtig kennen gelernt hat und er wird zum Handeln gezwungen. Je mehr sich die Probleme häufen, desto mehr taut Jonathan auf und macht neue Bekanntschaften. Ein Grund dafür ist auch die Therapeutin, die er nun besucht, da ihn die Gesundheitsbehörde dazu verpflichtet hat. Er beginnt, sich selbst und sein Leben zu reflektieren und sich besser kennenzulernen.
Fabienne Maris schafft es wunderbar, mit kurzen und raffinierten Sätzen die Leser:innen in das Leben von Jonathan zu versetzen. Besonders das Geschehen des wachsenden Grüns und Lebens in seinem Pflanzentopf auf dem Balkon ist eine gelungene Metapher für die Entwicklung von Jonathan.
Ein überzeugender Roman, der Lust auf mehr dieser Autorin macht.
Deborah Keller
