«Wie viel braucht es, um die eigene Herkunft zu verstehen? Mehr als Worte, und alles und nichts.»
Kiều nennt sich lieber Kim. Das ist viel einfacher für ihre Berliner Freunde und auch für sie selbst. Obwohl die 30-jährige Journalistin die Tochter Vietnamesischer Einwanderer ist, ist sie ganz deutsch. Schliesslich ist sie in West-Berlin geboren, aufgewachsen und hat keinerlei Verbindung zu ihrem Herkunftsland und den Verwandten aus Vietnam, was sie auch nicht stört. Doch durch den plötzlichen Tod ihrer Grossmutter ist Kiều dazu gezwungen, mit ihren Eltern nach Amerika zu reisen, um die Familie zu treffen, die ihr so fremd ist. Dort muss sie sich nicht nur mit ihrer tragischen Familiengeschichte befassen, sondern muss auch Entscheidungen für ihre Zukunft treffen.
Es ist die Geschichte einer vietnamesischen Familie über mehrere Jahrzehnte hinweg. In der Gegenwart haben wir Kiều, die auf der Suche nach ihrer Identität ist, und nicht genau weiss, wo ihr Platz auf der Welt ist. In der Vergangenheit treffen wir ihren Vater Minh, der 1968 Vietnam verliess, um in Deutschland zu studieren und dessen Bruder Son, der in den 70er-Jahren nach Amerika flüchtete, weg vom Kommunismus.
In ihrem Debütroman verarbeitet Khuê Phạm fiktionalisiert sowohl einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte, als auch die von Freunden. Auf eine fesselnde Weise nimmt sie einen auf eine Reise mit, die von den Schrecken des Vietnamkriegs, Politik, Entwurzlung und dem Weiterleben in einem fremden Land geprägt ist.
Ein imponierendes Werk einer neuen Autorin, das einen nachdenklich zurücklässt.
Deborah Keller
