Die Einladung für eine Gastprofessur in Creative Writing fordert Sargnagel dazu auf, die Kulturhochburg Wien zu verlassen und sich dem scheinbar schieren Gegenteil zu stellen: den USA. Ein kleines College in Grinnell, einer Stadt mit knapp 10’000 Einwohner:innen im ländlichen Bundesstaat Iowa, möchte seinen Student:innen Deutsch näherbringen.
So packt Frau Sargnagel also ihren Koffer. Mit im Gepäck reist, als kulturelles Supplement für die Student:innen, Christiane Rösinger: Eine Berliner Musikgrösse, die vor allem mit ihren satirischen Jammertexten und einer hellen, kratzigen Stimme begeistert. Die zwei Frauen, die zwar schon oft zusammen aufgetreten sind, lernen sich durch das Zusammenleben in der Fremde noch einmal ganz neu kennen. Und man spürt, wie elementar Frauenfreundschaften sind.
Die Uni entpuppt sich als liberale Insel im konservativen Iowa. Nach Überwindung ihres «Imposter-Syndroms» findet Sargnagel allmählich sogar etwas Spass am Unterrichten.
Einmal in ihrem gelben Einfamilienhaus, wie man es aus amerikanischen Filmen kennt, eingelebt, steht für die zwei die Erkundung des Landes der grossen, korpulenten und gemütlichen Menschen an. Schnell wird ihnen bewusst, dass in der kargen Kleinstadt, abgesehen von ungesund essen und einkaufen in einem eine Stunde entlegenen Supermarkt, nicht viel zu tun ist. Dass sogar die Sehnsucht nach Tornados aufkommen kann. Sie lassen sich jedoch nicht unterkriegen und machen das Beste aus ihrem Aufenthalt. Und sie werden immer wieder überrascht, auf welch skurrile Ideen diese von Langeweile geplagten Leute so kommen: Es entstehen gesellschaftskritische Studien.
Trockener und sarkastischer Reiseessay mit zurechtweisenden Fussnoten von Christiane Rösinger. Alles feinsäuberlich von Stefanie Sargnagel auf Instagram dokumentiert (Tipp zur visuellen Lesebegleitung).
Dshamilja Walde
