Ein Wanderer erblickt auf der Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht ein riesiges, schwarzes Gebäude. Drinnen erwartet ihn jedoch nicht etwa ein gemütliches Bett, sondern eine Fabrik, in der Menschen wie Brote gebacken werden. Zutiefst entsetzt über diese Menschenfabrik findet sich der Wanderer in hitzigen Diskussionen mit dem Direktor wieder.
Der im Jahr 1853 geborene Autor Oskar Panizza schrieb diese Erzählung bereits 1890. In einer Zeit also, in der künstlich erschaffene Menschen reine Fantasie waren. Trotzdem hinterfragt der Protagonist der Erzählung, ob man diesen neuen Geschöpfen einen moralischen Trieb einsetzen sollte, sodass sie ethisch handeln und nicht gefährlich werden können. Ob die Willensfreiheit auch bei den «richtigen» Menschen nicht nur eingebildet ist, oder ob es falsch wäre, diesen Geschöpfen Freiheiten vorzuenthalten.
Ähnliche Fragen stellen wir uns heute auch, wenn wir über künstliche Intelligenzen nachdenken. Ein bisschen eigenartig mutet die visionäre Erzählung - mit überraschende Pointe zum Schluss - aus heutiger Sicht an, aber sie ist auch ein wertvoller Beitrag aus einer anderen Zeit zur aktuellen Diskussion.
Yannick Blumenthal